geb. Schubart (Ludwig Achim von
Arnim)
1770 – 1806
Ich sah ein seelig Thal voll
Frühlingsleben,
in Lust und süßen Farben rings
entbrennen,
und eine Herrlichkeit, die
nicht zu nennen,
schien es in ew’ger Jugend zu
umschweben.
Kann die Natur wohl Schöneres
erstreben,
als solchen Reiz solch’
seeliges Entbrennen?
Der Frühling ist von Allem was
wir kennen,
die Lust der Welt, das
Göttliche im Leben.
Da las ich, was ein Gott dir
eingegeben,
in dunkler Ahndung, wunderbare
Lichter,
im tiefem Ernst, erfreuliche
Gesichte.
O! dacht’ ich, frische
Blüthen, glühn’de Früchte,
wie seyd ihr hier vereint!
nein, nur der Dichter
ist höchste Lust der Welt und Göttliches
im Leben!
geb. Schubart
1770 – 1806 (Im Sommer 1803 fertigte Friedrich Tieck eine Büste von Clemens Brentano, die als Geschenk für Bettina von Arnim bestimmt war.)
Welch süßes Bild erschuf der
Künstler hier?
Von welchem milden
Himmelsstrich erzeuget?
Nennt keine Inschrift seinen Namen
mir,
Da diese holde Lippe ewig
schweiget?
Nach Hohem lebt im Auge die
Begier,
Begeistrung auf die Stirne
niedersteiget,
Um die, nur von der schönen
Locken Zier
Geschmücket, noch kein
Lorbeerkranz sich beuget.
Ein Dichter ist es. Seine
Lippen prangen
Von Lieb’ umwebt, mit
wundersel’gem Leben,
Die Augen gab ihm sinnend die
Romanze,
Und schalkhaft wohnt der
Scherz auf seinen Wangen,
Den Namen wird der Ruhm ihm
einstens geben,
Das Haupt ihm schmückend mit
dem Lorbeerkranze!